Grasfrosch, Erdkröte, Teichmolch und Bergmolch tummeln sich in den Gärten des Flora e.V. Dies ergab eine Untersuchung von Naturschutz- und Amphibienexperte Dr. Timm Reinhardt und Gartenfachberaterin Lotta Domscheit, welche die Amphibien in unserer Anlage einmal genauer unter die Lupe genommen haben. Am Sonntag, dem 22. Mai berichten die beiden uns vor Ort von ihren Ergebnissen. Nach und nach wird auch auf unserer Website über das spannende Projekt berichtet. Im ersten Teil werden die vier im Flora e.V. vorkommenden Arten in Form von Kurzportraits vorgestellt.
Grasfrösche (Rana temporaria) gehören zu den Braunfröschen. Sie können sehr vielfältig gefärbt sein (von strohgelb über grau, braun bis rot). Typisch für sie ist der dunkelbraune Ohrstreifen, welchen die Erdkröte beispielsweise nicht hat.
Sobald die Bodentemperatur nachts über 1°C steigt und die ersten Regenfälle des Frühlings fallen, beginnt ihre Wanderung zu den Laichgewässern. In diesem Jahr war das bei uns bereits Mitte Februar der Fall. Als erstes erscheinen die männlichen Grasfrösche, um sich die besten Plätze am Gewässer und auf dem Weg dorthin zu sichern. Zur Laichzeit lagern die Männchen Lymphflüssigkeit in ihrer Haut ein und sehen faltig und „quaddelig“ aus.
Männliche Grasfrösche veranstalten keine Froschkonzerte, sondern „rufen“ mit leisem „Knurren“ und „Blubbern“, welches meist unter Wasser vorgetragen wird. Je nasser das Froschwetter wird, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die Weibchen am Laichgewässer erscheinen. Oft bringen diese auch das ein oder andere Männchen mit, welches sich auf ihrem Rücken festgeklammert hat.
Am Gewässer angekommen, wird pro Tier genau ein Laichballen abgesetzt, der bei großen Weibchen Handballgröße erreicht. Wer an seinem Teich die Laichballen zählt, weiß also genau, wie viele Weibchen dort abgelaicht haben. Bald entwickeln sich die Kaulquappen. Ein Besatz mit Goldfischen verhindert in der Regel eine erfolgreiche Vermehrung, da sie Fische Laich und Quappen schnell komplett verspeisen. Nach der Metamorphose verbringen die jungen Grasfrösche mehrere Jahre an Land und durchwandern die Landschaft, bevor sie sich zur Paarung und Eiablage in einem Laichgewässer einfinden.
Laichgewässer des Grasfrosches finden sich in unserer Anlage zwischen Escherstraße und Merheimerstraße (100er bis 600er Gärten).
Die Erdkröte (Bufo bufo) ist wie alle echten Kröten weniger stark an den Wasserlebensraum gebunden. Sie ist relativ Einheitlich grau oder graubraun gefärbt und hat, anders als der Grasfrosch, keinen dunklen Ohrenstreifen. Stattdessen besitzt sie auffällig große Ohrdrüsen (Parotiden).
Anders als die heimischen Frösche wandern Kröten weite Strecken. Während der meisten Zeit des Jahres halten sie sich im Landlebensraum (Waldränder, Parks und Gärten) auf. Ihre Haut ist eher trocken und über die warzigen Hautdrüsen wird kaum feuchtes Sekret abgegeben. Dennoch sind Erdkröten nachtaktiv und bewohnen bei Tage gerne feuchte, kühle Quartiere z. B. unter Baumstümpfen und in Totholzhaufen. Diese für die Kröten wichtigen Tagesverstecke können bis zu 3 km von den Laichhabitaten entfernt liegen.
Zur Fortpflanzung zwischen Februar und April müssen Erdkröten bei der so genannten Krötenwanderung deshalb oft lange gefährliche Strecken zurücklegen. Schlecht durchlässige, engmaschige Zäune verlängern die Wanderwege zusätzlich. Hat ein Krötenmännchen ein ebenfalls wanderndes Weibchen entdeckt, wird es versuchen, sich auf dem Rücken des Weibchens festzuklammern, um von diesem zum ausgewählten Fortpflanzungsgewässer getragen zu werden. Bei uns wanderten die Erdkröten dieses Jahr Mitte März. Da Erdkröten-Quappen leicht giftig sind, können sie sich auch in Gewässern mit Fischbesatz vermehren.
Die häufigste Todesursache für die bei uns glücklicherweise noch recht häufige Erdkröte ist der Straßenverkehr, aber auch der Mangel an Lebensraumstrukturen wie Totholzstubben und der Mangel an Nahrung (Käfer, Regenwürmer und Nacktschnecken) macht der Erdkröte zu schaffen. Immer wieder kommt es auch zu Tod durch Vergiftung, etwa wenn Erdkröten Nacktschnecken fressen, die mit Schneckenkorn vergiftet wurden.
Laichgewässer der Erdkröte finden sich zwischen Merheimerstraße und Niehler Straße (700er und 800er Gärten).
Männliche Teichmolche (Lissotriton vulgaris) haben in der Wasserphase einen drachenartigen Flossensaum, sind braun mit dunklen Flecken und einem rosa-cremefarbenen, ebenfalls dunkel gefleckten Bauch. Die Weibchen sind unauffälliger gemustert, ohne Flossensaum und insgesamt heller. Oft kann man sie an sonnigen Tagen im Teich beim Balztanz beobachten.
Die Männchen versuchen, die Weibchen durch Schwanzwedeln und Hin-und-Herschaukeln des Flossensaums zu imponieren. Nach der Paarung legt das Weibchen die Eier jeweils einzeln in Tütchen ab, die sie mit den Hinterbeinen aus Bläschen von Wasserpflanzen geformt hat. Aus dem Eiern schlüpfen die zu Anfang noch beinlosen Molchlarven, die man von Kaulquappen gut durch die äußeren Kiemenbüschel unterscheiden kann.
Teichmolche kommen in der gesamten Anlage vor.
Bergmolche (Ichtyosaura alpestris) gehören zu den hübschesten Amphibien in Deutschland. In der Wassertracht sind Bergmolchmännchen auffällig dunkelblau mit einem niedrigen Rückensaum und einem hellblauen Schwanzstreifen, der von kleinen schwarzen Punkten flankiert ist. Die Weibchen sind blaugrau und etwas matter gefärbt, beide Geschlechter haben einen leuchtend orangenen Bauch.
Während Teichmolche eher besonnte Gewässer mit vielen Wasserpflanzen mögen, bevorzugen Bergmolche schattige Gewässer mit einem gewissen Anteil Falllaub – beide Arten kommen aber auch gemeinsam vor. Auch Bergmolche führen einen Balztanz zur Paarung auf. Dieser ist aber nicht so auffällig wie beim Teichmolch.
Bei uns in der Anlage gibt es Bergmolch-Vorkommen zwischen der Escherstraße und der Merheimerstraße (100er bis 600er Gärten).
Molche verbringen das restliche Jahr (auch den Winter) an Land. Die Tiere gehen nun in die sogenannte Landtracht über, bei der die Haut rauer wird und der Flossensaum sowie ein Teil der Färbung verschwinden. Die auffällige Bauchfärbung bleibt erhalten. Während der Landphase verstecken sich die Molche in Holzstümpfen und anderen Totholzstrukturen und sind nicht sehr aktiv. Man begegnet ihnen aber manchmal, wenn man solche Strukturen versetzt oder im Garten umgräbt. Man sollte die Molche dann vorsichtig in ihr Landversteck zurücksetzen.
Eine besondere Gefahr für die Molche geht von Teichbesatz mit Goldfischen aus. Die Goldfische können den erwachsenen Molchen zwar nichts anhaben, fressen aber Laich und junge Larven, so dass kaum ein junger Molch die Metamorphose durchläuft und in die erste Landphase gehen kann.
Fotos und Text: T.Reinhardt/L.Domscheit