Tigerschnegel – oft übersehene Nützlinge

Die Gärtnernden kennen es alle: Über Nacht ratzekahl abgefressene Setzlinge und dutzende braune Nacktschnecken, die sich durch den Garten schleimen. Wenig erfreulich – vor allem frustrierend!

Dennoch lohnt es sich beim Absammeln und Entsorgen der unliebsamen Tierchen genau hinzuschauen. Zwischen den dicken bräunlichen spanischen Wegschnecken (lat. arion vulgaris), die als Schädling dominieren, tummelt sich vor allem in naturnah gepflegten Gärten häufig ein verkannter Nützling: der Tigerschnegel (limax maximus).

Gut erkennbar sind diese an der gestreiften und gepunkteten Musterung, die an Tiger oder Leoparden erinnert. Außerdem sind Tigerschnegel schlanker und länger als die spanische Wegschnecke und meistens eher gräulich, wobei ganz unterschiedliche Farbgebungen von hellbraun bis dunkelgrau vorkommen. Sie sind vorwiegend nachtaktiv und ernähren sich von abgestorbenen Pflanzen und Tieren, Tierkot, Flechten und Pilzen. Um ihren vergleichsweise hohen Eiweißbedarf zu sichern, fressen sie die spanische Wegschnecke und ihre Eier. Finden sie genug Nahrung, verschmähen sie sogar vitale (Jung-)Pflanzen wie beispielweise frisch gepflanzten Salat.

Als Lebensraum benötigen Tigerschnegel Mauerritzen und Totholzhaufen, größere Steine oder feuchte Bretter. Sie bewegen sich in einem Radius von 5 bis 10 Metern um ihr Quartier herum. Tigerschnegel sind wie ihre Artgenossen Zwitterwesen, die sich selbst befruchten können und sehr vermehrungsfreudig sind. Die frisch geschlüpften Jungtiere sind sehr klein und milchig weiß, ihre Streifen und Punkte bekommen sie erst nach einigen Wochen. Sie bilden schnell größere Populationen und bleiben bei guten Lebensbedingungen ihrem Standort treu. Ihre Lebensdauer beträgt zwei bis drei Jahre, sofern entsprechende Winterquartiere vorhanden sind. Es besteht die Möglichkeit, sie im Fachhandel zu erwerben, bei online Bestellungen, sollte allerdings auf zügige Versandzeiten außerhalb des Wochenendes geachtet werden.

Um sie anzulocken, können auch kleingeschnittene Champignons im Garten ausgelegt werden. Aufgeschichtete Tonscherben z.B. von alten Blumentopfen werden als Quartier gerne angenommen. Diese können mit Laub und Astschnitt aufgewertet werden. Aufgrund des geringen Radius' der Tigerschnegel ist es empfehlenswert, für ein ausreichendes Nahrungsangebot an abgestorbenen Pflanzenresten an verschiedenen Stellen im Garten zu sorgen statt den Grünabfall penibel aufzuräumen. Dies kann zum Beispiel durch eine dünne Mulchschicht aus Rasenschnitt und Laub in den Beeten erreicht werden. Beikräuter können, vor der Entsorgung angehäuft, für mehre Tage oder Wochen im Garten verbleiben und so ebenfalls als Nahrungsquelle für die Schnegel dienen.

Wer Tigerschnegel im Garten haben möchte, sollte unbedingt auf den Einsatz von Schneckenkorn oder ähnlichen chemischen Schneckenbekämpfungsmitteln verzichten, da die Nützlinge davon sterben, ebenso wie alle anderen Schnecken. Bis sich ein gesundes Gleichgewicht im Garten eingestellt hat, ist es dennoch empfehlenswert die spanische Wegschnecke abzusammeln und Jungpflanzen zum Beispiel durch Kupferdraht, Schafswolle o.ä. zu schützen.

Literatur / Weblinks

Die faszinierende Welt der Schnegel: Robert Nordsieck, [online] [31.07.2022]

Mit Bohnenkaffee gegen Schneckenfraß? Tipps zur Schneckenbekämpfung im Garten (2020): Nabu Infoseite, [online] [31.07.2022]

Schneckenhilfe.de Wirksamer Schneckenschutz: Alexander Böckmann, [online] [31.07.2022]

Spanische Wegschnecke: Wikipedia, [online] [31.07.2022]

Tiegerschnegel: Wikipedia, [online] [31.07.2022]

Tigerschnegel in Brandenburg. Das Glück hängt am seidenen Faden: Nabu Brandenburg Infoseite [online] [31.07.2022]