Ich ess Blumen – Zierpflanzen mit Geschmack

Mit großer Wahrscheinlichkeit finden sich in eurem Garten neben den Gemüse- und Kräuterbeeten auch Stauden, deren Blüten essbar sind. Damit lassen sich köstliche Gerichte zubereiten wie Blumensirup für den Aperitif, Süßspeisen mit Blütenaroma oder attraktive Salate aus bunten Blütenblättern. Essbare Blüten sorgen auch in Pesto oder Kräuterbutter für ein besonderes Aroma.

Mit essbaren Blüten kommen die Jahreszeiten auf den Teller. Im Frühjahr wird ein bunter Salat durch die Blüten von Schlüsselblumen, Gänseblümchen und Veilchen noch verlockender. Im Frühsommer kommen Ringelblumen, Rosen- und Zucchiniblüten hinzu, später gefolgt von Kapuzinerkresse, Kornblumen, Lavendel und Taglilien. Im Herbst gibt es immer noch Chrysanthemen, Dahlien oder Astern, die man verwenden kann.

Sirup, Süßspeise oder Gelee

Für Süßspeisen empfiehlt es sich, einen Sirup einzukochen. Neben Zucker am besten noch etwas Zitronen- oder Limettensaft hinzufügen, damit die Angelegenheit nicht zu süßlich wird. Hierfür eignen sich Waldmeister, Holunderblüten, Rosenblätter, Veilchen, Duftnesseln oder Mädesüß. Mädesüß ist eine aromatische Staude, die sich auch wildwachsend in Bachtälern finden lässt. Ihr Name kommt nicht von „Mädchen“, sondern von „Met“, denn dieser wurde früher mit Mädesüß aromatisiert. Hingegen diente der attraktive Muskatellersalbei, wie sein Name schon verrät, zur Aromatisierung von Wein. Sirup aus Blüten ist im Übrigen eine hervorragende Grundlage zur Aromatisierung von Panna Cotta oder Bayerischer Creme.

Süße Überraschungen mit Blüten

Auch Gelees erhalten mit Blütenzugabe das besondere Etwas. Am besten ihr streut zu Dekozwecken gleich noch ein paar Blüten mit ins Glas. Die Mischung von Blüten und Früchten ist eine besonders leckere Variante, zum Beispiel Erdbeer-Rhabarber-Rose. Für blumige Eiswürfel friert man einfach kleinere essbare Blüten von Veilchen, Römischer Kamille oder Borretsch in Eiswürfel ein.

Auf die Kombination kommt’s an

Nicht alles, was essbar ist, schmeckt auch wirklich gut, also am besten im Garten ausprobieren. Gerade ältere Pflanzen verlieren häufig ihr Aroma und schmecken bitter. Auch geschmacklich passt nicht alles zusammen. Kapuzinerkresse hat, wie ihr Name schon besagt, einen scharfen, kresseartigen Geschmack. Auch wenn sich die orangen Blüten gut auf einem Dessert machen würden, sind sie hier fehl am Platz. Süßspeisen lassen sich geschmacklich besser mit Phlox- oder Funkienblüten kombinieren.

Morgens ist beste Erntezeit

Die beste Erntezeit ist der Morgen, sobald der Tau getrocknet ist – aber noch vor der Mittagshitze, denn dann verflüchtigen sich die ätherischen Öle. Pflückt die Blüten erst kurz vor der Verwendung, sonst verlieren sie an Aroma. Ausnahme ist der Waldmeister (Galium odoratum), hier kommen die Aromastoffe am besten zum Tragen, wenn die Pflanze leicht angewelkt ist oder eingefroren wird. Benutzt nur Blüten von ungespritzten Pflanzen, also aus eurem eigenen Garten. Pflückt am besten nur Blüten, die sich gerade geöffnet haben, sie haben das intensivste Aroma. Weil nur die Blütenblätter essbar sind, solltet ihr grünen Pflanzenteile, Stempel und Staubgefäße vor der Verwendung entfernen.

Lungenkraut (Pulmonaria)

Lungenkraut, ob schmalblättrig oder gefleckt, läutet mit seinen rosaroten und violetten Blüten das Frühjahr ein. Vom Geschmack erinnert es etwas an Gurke. Üblicherweise wird es als Tee gegen Husten eingesetzt. Dazu lassen sich alle oberirdischen Pflanzenteile des Krauts verwenden und getrocknet oder frisch mit Wasser aufgießen. Die blauroten und violetten Blüten können samt Stielen getrocknet (hier am besten nur die Blüten) in Teemischungen verwendet werden. Junge Blätter eignen sich von März bis April gut als Zutat für Salate. Sie sind zart und saftig. Altere Blätter eignen sich bis in den August hinein als Beigabe für Spinat und andere Gemüsegerichte sowie für Suppen und Saucen.

Taglilien (Hemerocallis)

Alle Taglilienarten und alle Teile der Taglilien sind essbar, sogar die Wurzeln. Ihre Knospen, Blüten, Blätter und Wurzeln sind vielseitig in der Küche verwendbar. Die Blütenblätter kann man als Rohkost verzehren. Ganze Blüten lassen sich je nach Wunsch herzhaft füllen oder gedünstet essen. Die Sprossen der Taglilien sind eines der frühesten Gemüse im Wildkrautgarten und können sogar bei Schnee geerntet werden. Sowohl optisch als auch geschmacklich erinnern die Taglilienblätter an Lauch. Allerdings sind sie viel zarter, milder und sogar leicht süßlich im Geschmack.

 

Duftnessel (Agastache)

Die Blätter der Duftnessel sind köstlich in Salaten. Auch ihre Blüten sind essbar und verschönern mit ihrer purpurroten Farbe und ihrem Geschmack jeden Salat. Zerkleinerte Blätter der Duftnessel verleihen dem Essen einen Hauch von südfranzösischer Küche. Noten von Anis, Minze und Lakritze verfeinern die Gerichte.

Die Blätter der verschiedenen Agastache-Sorten eignen sich hervorragend zur Herstellung von Tee. Hierfür werden die Blätter traditionell getrocknet. Aber auch der Aufguss mit frischen Blättern ist möglich. Zudem eignet sich die Agastache auch zur Herstellung von Sirup und Likör. Wegen ihres süßlichen Geschmacks werden die Blätter der Agastache auch gerne zur Verfeinerung von Süßspeisen verwendet.

Hornveilchen (Viola cornuta)

Mit ihren farbenprächtigen Blüten sind Hornveilchen ein Hingucker auf jedem Salat. Die duftenden Blüten haben ein süßliches Aroma und eignen sich auch gut für Desserts. Es gibt sie in den verschiedensten Farben: ultramarinblau, dunkelviolett, lila, rosa, rot, orange, gelb und weiß – häufig auch mehrfarbig. Diese breite Farbpalette macht sie zu einem idealen Schmuck von herzhaften und süßen Speisen. Sie können roh, gebacken oder kandiert verzehrt werden.

Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia)

Die Blätter der pfirsichblättrigen Glockenblume schmecken leicht süßlich und werden als Salatbeigabe, aber auch für Smoothies verwendet. Die blauen Blüten machen sich gut auf Salaten und Suppen. Die Blätter und Triebe der Glockenblume schme­cken mild und leicht nussig und ergeben einen lecke­ren Salat. Alle Arten der Glockenblume sind essbar.

Gefleckte Taubnessel (Lamium maculatum)

Dass man die süßen Blüten der Gefleckten Taubnessel aussaugen kann, haben die meisten von uns schon als Kind entdeckt. Aber auch die Triebspitzen und Blätter lassen sich nutzen – roh oder gedünstet für Salate, Suppen und Gemüsegerichte. Wie die meisten Stauden schmecken sie am besten, wenn sie noch frisch und zart sind – also vom Austrieb bis zum Frühsommer.

Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis)

Die jungen Triebe des Großen Wiesenknopfs werden für Wildkräutersalate verwendet. Als großer Bruder der Pimpinelle (Sanguisorba minor) hat er wie diese einen kräftigen gurkenähnlichen Geschmack. Durch die enthaltenen Gerbstoffe schmeckt das Kraut zudem leicht bitter. Pimpinelle selbst ist Bestandteil der berühmten Frankfurter Grünen Soße. Die Blätter beider Wiesenknopf-Arten eignen sich hervorragend für die Zubereitung von Kräuterquark und Kräuterbutter. Auch das Würzen von klaren Suppen ist empfehlenswert. Wichtig ist, dass die Blätter immer erst nach dem Kochen zugegeben werden, da das Aroma beim Kochen schnell verfliegt.

Stockrose (Alcea)

Alle Pflanzenteile der Stockrose sind essbar, einschließlich Wurzel und Samen. Die Blüten haben einen süßlichen Geschmack und lassen sich frisch in Salaten verwenden – ein echter Hingucker! Kandiert sehen die Blüten als Deko auf einem Dessert sehr malerisch aus. Mit einer Mousse gefüllt, lassen sich die Malvenblüten auch als Dessertschalen der besonderen Art nutzen. Aus den Blüten der Stockrosen lässt sich auch ein feiner Sirup mit einem sehr speziellen Aroma herstellen – etwa zur Verfeinerung von Desserts und Gebäck. Die in den Blüten enthaltenen Farbstoffe schwarzroter Sorten können zum Färben von Speisen eingesetzt werden.

Malve (Malva)

Die Blüten der Malve besitzen einen milden Geschmack. Sie können roh gegessen werden und sind auch in jedem Salat eine schöne Dekoration. Aufgeblüht lassen sich auch kandieren. Dazu werden sie mit Puderzucker bestäubt und anschließend im Backofen getrocknet. Frisch geschnitten, kann man sie auch in Kräuteröl oder Essig einlegen. Die Blütenknospen eignen sich als kurz gebratenes oder eingelegtes Gemüse, für Mischgemüsegerichte und Gemüsesuppen. Getrocknet sind Malven ein farbgebender Bestandteil von Trockengewürzen und Teemischungen. Die Samen können roh gegessen werden – voll ausgereift, besitzen sie einen angenehm nussigen Geschmack. Da die Samen im Aussehen kleinen Käselaiben ähneln, heißt die Malve im Volksmund auch „Käsepappel“.

Lavendel (Lavendula officinalis)

Der Echte Lavendel ist fester Bestandteil der klassischen Mischung "Kräuter der Provence". Man würzt damit vor allem Fleischgerichte und Eintöpfe. Getrocknete Lavendelblüten kann man auch in Öl einlegen und damit Süßspeisen verfeinern, zum Beispiel eine buttrige Aprikosentarte.

Finger weg von Unbekannten!

Wichtig ist, dass ihr die jeweilige Pflanze genau erkennt und wisst, dass sie auch essbar ist. Also in dieser Hinsicht bitte keine Experimente! Hübsch anzuschauen, aber giftig sind die Blüten von Eisenhut, Rittersporn, Oleander, Akelei, Fingerhut, Pfaffenhütchen und Herbstzeitlose.