Am Samstag habe ich an der Historischen Gartenführung von Beate Braun und Thomas Schmidt teilgenommen. Die Beiden haben super recherchiert und ich habe viel Neues erfahren!
Angefangen haben wir mit einem Vortrag von Thomas über die Geschichte der Flora e.V. in Zusammenhang mit dem nördlichen Grüngürtel. Danach sind wir durch die den Bereich zwischen Escher Straße und Vereinsheim, über die Alhambra und den Lohsepark zu den östlichen Ausläufern unserer Gärten gewandert. Das sind die Gärten um das Fort X und die Parzellen am Lentpark.
Dass das ganze Ensemble, auch der ganze Grüngürtel mit seinen Radialen von Enke und Schuhmacher auf Anregung von Konrad Adenauer, angelegt worden ist, war bekannt. Dennoch hat Thomas weitere Einblicke in die Details gegeben, mit tollen historischen Fotos und Bildern. Das passte auch gut, gerade mit Blick auf das Europäische Kulturerbe- Jahr, wo das Kölner Grünsystem als Gesamtkonzept mitmacht und im Rahmen dessen diese Veranstaltung stattgefunden hat. Interessant war zu sehen, wie die Bebauung und auch die Straßen seit Beginn der Aufnahmen zugenommen haben. Da bekommt das Zitat von Adenauer: „Die Stadt der Zukunft wird Grün sein, oder sie wird nicht sein“ eine ganz neue Bedeutung. Irgendwie hatten die alten Herren (und bestimmt auch Damen, auch wenn wir sie nicht kennen) doch eine Vision gehabt, die heute aktueller ist denn je.
Beim Gang durch die Gärten zwischen Escher Str. und Vereinsheim wurde auch Nr. 206 angesteuert und als besonders schönes Beispiel vorgestellt. Das lavendelfarbene Häuschen mit dem üppigen Mohn, den Rosen und dem Gemüse wurde eifrig fotografiert. Da war ich doch sehr stolz auf meinen Garten und was in diesem 11 Sommern meiner Mitgliedschaft daraus geworden ist. Ich ließ Revue passieren, was sich in dieser Zeit alles verändert hat, wen man alles kennengelernt hat, wie sich die Pflanzen entwickelt haben…
Beate hat etwas über die Entstehung der Kleingartenkultur erzählt, u. a. dass sie nicht von Herrn Schreber begründet wurde, wie viele - und ich auch - glaubten. Die Kleingärten wurden nämlich ursprünglich in den Städten von Kirchen, Gemeinden und Industriellen an Arme vergeben, damit sie sich ernähren konnten. Schreber kam erst später ins Spiel, weil er die körperliche Ertüchtigung im Freien propagierte und dabei mit den Gärten in Zusammenhang gebracht wurde. Er war wohl auch Lehrer und seine pädagogischen Prinzipien waren alles andere als akzeptabel, und das nicht nur aus heutiger Sicht.
Wie man hört, ist diese Parkanlage von den Kölnern nach ihrer großen Schwester in Spanien benannt worden. Leider vergammelt und vermüllt sie neben dem Verkehrslärm vor sich hin. Angeblich wurde sie vor einigen Jahren von der Stadt saniert, die Brunnenanlage wohl auch mit neuem Wasseranschluss, aber ich wohne hier seit 25 Jahren und ich habe noch kein Wasser gesehen. Die historische Bepflanzung mit Rosen gibt es auch schon lange nicht mehr, weil: zu arbeitsintensiv. Wir von der Bürgerinitiative haben letzten Sommer eine Kunst- und Klanginstallation „Alhambra, mon amour“ in diesem Brunnenbecken veranstaltet, die gut besucht war und auf die Schönheit dieses Ortes hingewiesen hat.
Beim Gang durch den Lohsepark kam auch nochmal der geplante Sportpark mit Geräten, Slackline und mehreren versiegelten Ballspielplätzen zur Sprache. Obwohl der Bau für das Frühjahr angekündigt war, sind noch keine Aktivitäten sichtbar. Jemand meinte, dass gerade nochmal alles auf Klimarelevanz überprüft würde … mal sehen, vielleicht hat die Stadt doch ein Einsehen? Ebenfalls erzählte Thomas von einem Bauvorhaben aus den 70er Jahren. Die Stadtautobahn sollte durch den Lohsepark geführt werden, tiefergelegt. Ein Überbleibsel davon ist die Unterführung vom Lohsepark zur anderen Seite der Neusserstraße, an der Halfpipe. Damals hat sich eine Bürgerinitiative, die Baggerwehr, gegen diese Autobahn durchgesetzt. Ein weiteres Beispiel, dass sich der Einsatz der Bürger für ihre Umgebung gelohnt hat, auch wenn man manchmal verzweifeln mag….
Hier zeigt sich auch nochmal, dass die Idee der Gründer, nämlich Belüftung, Sport und Erholung, im nördlichen Grüngürtel voll aufgeht und vielseitig (auch ohne Bodenversiegelung) angenommen wird.
Zum ersten Mal war ich auch in dem Bereich an der Riehler Straße im Fort X….die liegen direkt an den Häusern und sind schon verwunschen….teilweise ohne Zäune, sehr schön dekoriert, alte Gartenhäuser, das hat mir sehr gut gefallen. Außerdem kann ich mir auch vorstellen, dass es für die Anwohner sehr schön ist, auf die Gärten zu blicken anstatt auf Asphalt oder Wände. Auf dem Rückweg von der Führung kamen wir auch an den Gärten im Fort X vorbei, die direkt an der Inneren Kanalstraße liegen. Da ist es echt laut … die kleine Siedlung hatte was Konspiratives, ist zwar laut, aber dafür hat man vielleicht mehr Unabhängigkeit?
Die Gärten im Lentpark, gegenüber dem Schwimm- und Eisstadion hatte ich noch nie wahrgenommen bzw. dachte sie gehören zu den Häusern, an die sie grenzen. Das sind wohl die am schönsten Gelegenen…Hier gibt’s die Unabhängigkeit ohne den extremen Lärm. Eine Pächterin, die wir getroffen haben, erzählte auch, dass das Fernsehen bei ihnen gewesen ist. Allerdings wollte sie das nicht nochmal….sechs Stunden posieren für zwei Minuten Beitrag, den sie noch nicht mal gesehen hätte, ne, dass wollte sie nicht nochmal….
Zwischendurch und auch gegen Ende der Führung haben wir auch nochmal erfahren, dass die Kleingärtenvereine auch europäisch und global vernetzt sind, wie es in anderen Ländern zu geht und wie wichtig wir GärtnerInnen sind! Ganz besonders im Zeitalter des Klimawandels…
Der Flora-Verein ist jetzt Mitglied im Naturgarten e.V.; in Finnland trennen keine Zäune die Gärten, sondern essbare Hecken aus Brom- und Himbeeren; in Japan sind die Parzellen relativ klein und es gibt keine Gartenhäuser. ..
Der gesundheitliche Aspekt des Gärtnerns wurde auch früh den besser gestellten Menschen klar und sie drängten auch ins Freie und in die Gartenanlagen, die einst für die Armen gegründet wurden.
Vielen Dank an Beate und Thomas für die wunderbare Veranstaltung und die unterhaltsamen und wertvollen Informationen. Ich bin nochmal mehr davon überzeugt, wie wichtig wir GärtnerInnen sind.