Der Waschbär ist los!

Eine Bewegungskamera hat es dokumentiert: das Bild eines nächtlichen Bewohners mit charakteristisch geringeltem Schwanz. Offensichtlich haben wir neuerdings Waschbären in unserem Kleingartenareal. Und, wie deutschlandweit, spaltet der pelzige Tunichtgut auch bei uns die Geister. Was kann und darf man tun, damit sich der maskierte Geselle nicht den eigenen Garten als neue Heimat aussucht?  

Der Waschbär kam in den 20er Jahren aus Nordamerika nach Deutschland. Offensichtlich erfreuten sich Trappermützen damals großer Beliebtheit. Heute polarisiert das Pelztier die Gemüter. Während die einen fordern, den Waschbären als invasive Spezies in Lebendfallen zu locken und weit aus der Stadt hinaus zu transportieren, sind die anderen der Meinung, dass der Waschbär mittlerweile zur heimischen Tierwelt gehört.

Vorneweg: Es ist nicht erlaubt, den Waschbären zu jagen. Weder mit Lebendfalle
noch irgendwie anders. Man kann nur versuchen ihm das Leben nicht allzu bequem zu machen und ihn damit zu vertreiben. Also kein Fressen liegen lassen und regelmäßig im Garten sein – das gefällt ihm am wenigsten. Laut NABU bringt es übrigens wenig, dem Waschbären den Garaus zu machen. Sterben mehr Tiere als üblich, gleicht die Sippe dies durch eine erhöhte Fortpflanzungsrate einfach wieder aus. Außerdem warten die Kumpels in der Nachbarschaft nur darauf, freigewordene Reviere in Besitz zu nehmen.

Was sagt die Stadt Köln?

Wir haben Irmgard Kahl vom Kölner Amt für Umweltschutz zu den Waschbären befragt. Sie berichtet: „Wir haben auch schon von anderen Stadtteilen Meldungen über Sichtungen von Waschbären erhalten. Die Stadt Köln wird keine Fang- oder Bejagungsmaßnahmen einleiten. Zwar gehören Waschbären zu den invasiven Arten, sollen aber nur in Ausnahmefällen bejagt werden, wenn seltene Bestände bodenbrütender Vogelarten, Bestände seltener Amphibienarten oder der Europäischen Sumpfschildkröte bedroht sind. Zudem ist eine Bejagung im städtischen Bereich schwierig bis unmöglich. Von daher müssen wir wohl leider mit vereinzeltem Auftreten von Waschbären in der Stadt leben.“

Ökologisch sind Waschbären also nicht ganz so harmlos. Als Liebhaber von Vögeln, Echsen und Salamandern bedrohen sie geschützte Amphibien, den bodenbrütenden Kiebitz und auch die Gelege des Rotmilan. Während Kiebitz und Milan bei uns in der Kleingartenanlage noch nicht gesichtet wurden, gibt es doch einige Feuchtbiotope, die jetzt besser geschützt werden müssten. Generell sollte der Schutz von Lebensräumen im Vordergrund stehen: Je besser die Verstecke für Kleintiere in Hecken, Totholzhaufen und alten Bäumen sind, desto größer die Chance, den gefräßigen Waschbären zu entkommen.   

Im Allgemeinen überträgt ein Waschbär keine Krankheiten auf den Menschen. Lediglich ein Wurm kann über seinen Kot verbreitet werden. Aber da Waschbären sich Toiletten anlegen, die so genannten Waschbär-Latrinen, ist das Risiko eher gering. Gabriele Pappenheim von den Veterinärdiensten der Stadt Köln rät: „Insgesamt kann man nur zu Hygienemaßnahmen raten wie dem Entfernen des Kots mit Handschuhen und dem Reinigen z. B. der Schippen. Dies sollte ja auch beim Fuchskot gemacht werden. Hunde sollten, wie überhaupt, regelmäßig entwurmt werden.“ Aggressiv werden Waschbären übrigens nur, wenn Sie sich bedroht fühlen. Also besser auf Abstand bleiben!

Ungemütlich machen – womit?

Damit der Waschbär euren Garten von vornherein gar nicht so attraktiv findet, solltet ihr Folgendes beachten:

  • Hochwertiges Essen wie Obst, Fleischreste und Milchprodukte nicht auf den Kompost werfen (letztere gehören da sowieso nicht hin!), Garten- und Gemüseabfälle sind hingegen unproblematisch
  • Futter für Haustiere nicht über Nacht im Garten stehen lassen

Um zu verhindern, dass es sich die Waschbären in der eigenen Laube bequem machen, hat sich Folgendes als hilfreich erwiesen:

  • Bäume und Sträucher, die an oder über das Dach reichen, großzügig zurückschneiden
  • Glatte Blechmanschetten über den Fallrohren der Regenrinne anbringen
  • Mögliche Einstiege konsequent und mit soliden Baumaterialien verschließen

Wenn Ihr Erfahrungen mit dem Waschbären gemacht habt oder sogar Fotos besitzt, gebt uns Bescheid. „Durch umsichtiges Verhalten ist ein friedliches Neben- und Miteinander von Mensch und Waschbär möglich“, sagt der NABU. Nachdem ich festgestellt habe, dass bei mir in diesem Jahr erstmalig alle Tulpenzwiebeln ausgebuddelt worden sind, bin ich mir da nicht so sicher ...  

 

Weiterführende Links:

www.neobiota.de

http://www.lotor.de/waschbaer-und-mensch/tollwut.html

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/sonstige-saeugetiere/18751.html