Blühpflanzen für schattige Plätze

Manche Gärten sind sonnenverwöhnt, andere führen eher ein Schattendasein. Das muss aber nicht von Nachteil sein. Gerade in sehr heißen Sommern ist ein Schattenplätzchen sehr willkommen. Und wunderschöne Blühpflanzen für den Schatten gibt es mehr als genug. Wichtig bei Pflanzen für den Schattengarten: nach Möglichkeit leuchtende Blütenfarben und helles Blattwerk wählen. Diese setzen attraktive Akzente in weniger hellen Arealen und kommen in der dunklen Umgebung schön zur Geltung. Im Folgenden stellen wir euch einige besonders schöne Schattenblüher vor.

Schattenpflanzen, früh im Jahr

Im Frühjahr, wenn die Bäume noch nicht voll belaubt sind, kann es mit Frühblühern auch an sonst schattigen Plätzen richtig bunt werden. Insbesondere kleine Zwiebelpflanzen wie Krokusse, Buschwindröschen und Strahlen-Anemonen bringen die Bereiche unter Büschen und Bäumen zum Leuchten. Lungenkraut und Lenzrosen stehen in unseren Breiten bereits ab Ende Februar in den Startlöchern. 

Wie die Christrose gehört auch die Lenzrose (Helleborus) zur Gattung der Nieswurze. Sie unterscheiden sich durch ihre Herkunft und ihre Blütezeit. Während die Christrose bereits ab November bis in den Februar blühen kann, blüht die Lenzrose von Februar bis in den April hinein. Ihre Farbpalette reicht von Weiß über Rosa bis hin zu dunklem Rot, einfarbig oder getüpfelt. 

Besonders dekorativ ist das gefleckte Lungenkraut (Pulmonaria) mit seinen Blütenbüscheln, die sich von Rosa über Purpur bis hin zu einem tiefen Blauviolett entwickeln. Ebenfalls sehr attraktiv sind die dunkelgrünen Blätter, die silberfarben getüpfelt sind. Der Nektar des Lungenkrauts ist nur langrüssligen Bienenverwandten und Schmetterlingen zugänglich. Schwebfliegen fressen seinen Pollen.

Noch früher als die heimischen Buschwindröschen erscheint im Frühjahr die Strahlenanemone (Anemone blanda) im Schattenbeet. Ihre Farbpalette reicht von Weiß über Rosa bis hin zu einem kräftigen Lavendelblau. Bei günstiger Witterung blüht diese Anemonenart bereits Anfang Februar.

Das auch wildwachsende Buschwindröschen (Anemone nemorosa) übersät den Boden ab März mit seinen weißen Blüten und dient Insekten als Nahrungsquelle. Wenn die Sonne an Kraft gewinnt, schützt das frische Laub von Büschen und Bäumen die Schatten liebenden Waldstauden. Im Garten eignen sie sich gut als früh blühende Bodendecker im Halbschatten zwischen Gehölzen.

Frühlingsfarben unter Büschen und Bäumen

Etwas später im Frühjahr kommen attraktive Stauden wie Elfenblume, Waldmeister, Tränendes Herz, Taubnessel oder kriechender Günsel hinzu. Die Insekten freuen sich über die frühen Nahrungsquellen. Und auch die Menschen wissen im Wonnemonat Mai den Waldmeister oder das Zwiebelgewächs Bärlauch gewinnbringend für sich zu nutzen. 

Die Elfenblume (Epimedium) besticht durch ihr herzförmiges Laub und ihre filigranen Blütenstände in Weiß, Gelb, Orange, Rot, Rosa oder Lila. Die Blätter gibt es in unterschiedlichen Grüntönen – darunter auch ein helles Gelbgrün, das den Boden im Schattenbereich deutlich aufzuhellen vermag. Damit zählt sie zu den schönsten Blattschmuckstauden für halbschattige und schattige Gartenbereiche. Zudem gilt die Elfenblume als einer der besten Unkrautverdränger. 

Durch seine Blüten in Herzform zählt das Tränende Herz (Dicentra spectabilis) zu den Lieblingsstauden in deutschen Frühlingsgärten. Es ist in Rosa oder Weiß erhältlich. Die Sorte „Goldheart“ ist mit ihren magisch leuchtenden gelbgrünen Blättern besonders spektakulär für schattige Beete. Die Zwerg-Herzblume (Dicentra eximina) gibt mit ihren gefiederten Blättern einen tollen Bodendecker für halbschattige Gartenbereiche ab.

Das frische Maiengrün des Waldmeisters (Galium odoratum) aus der Gattung der Labkräuter zaubert mit seinen kleinen weißen Sternblüten Frühlingsflair in den Garten und sorgt für einen aromatischen Duft. Wenn der Waldmeister kurz vor dem Aufblühen ist, lässt er sich für die berühmte Maibowle verwenden, aber auch für Süßspeisen und Gelees. Einfach über Nacht ein angewelktes Büschel in Wein oder Wasser ziehen lassen, und das Aroma überträgt sich auf die Flüssigkeit. Der aromatisierende Stoff Cumarin kann übrigens zu Kopfschmerzen führen – darum nur in Maßen genießen.

Taubnesseln (Lamium maculatum) sind eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen. Es gibt sie weiß- oder gelbblühend, aber auch in einem kühlen Rosa mit silbernen Blättern (die Sorte ‚Pink Pewter‘). Die Purpurrote Taubnessel (Lamium purpureum) blüht ab März und dient Bienen und Hummeln als erste Nahrung. Der Mensch profitiert von der entgiftenden Wirkung der Taubnessel. Die Blätter können als Wildgemüse im Salat oder wie Spinat zubereitet werden. Reich an Vitalstoffen und ätherischen Ölen, regt die Taubnessel die Nierentätigkeit an. Der Nesselkönig oder die Großblütige Nessel (Lamium orvala) ist eine langlebige Wildstaude mit majestätischer Ausstrahlung und eignet sich mit seinen auffälligen dunkelroten Blüten für naturnahe Gehölzrandpflanzungen und Staudenbeete.

Der Bärlauch (Allium ursinum) macht sich gut in Pestos oder als Ersatz von Knoblauch in jeglicher Form. Seine weißen sternförmigen Blüten sehen nicht nur hübsch aus, sondern schmecken ebenfalls gut und eignen sich zur Dekoration von herzhaften Gerichten. Kein Wunder, der Bärlauch zählt wie Schnittlauch, Zwiebel und Knoblauch zur Gattung Allium. Doch Vorsicht: Es besteht Verwechslungsgefahr mit Maiglöckchenblättern – also nicht an derselben Stelle pflanzen! Der Bärlauch duftet übrigens das ganze Jahr über. Wer keinen Knobiduft in seinem Garten mag, sollte besser darauf verzichten. 

Der Kriechende Günsel (Ajuga reptans) bezaubert im Frühjahr durch seine blauen Blütenkerzen. Er ist ein wuchsfreudiger Bodendecker, der von April bis Juni blüht und Hummeln anzieht sowie Schmetterlinge wie Weißlinge oder Hauheckel-Bläulinge. Neben der grünblättrigen Sorte gibt es auch eine mit attraktiven dunkelroten (Ajuga reptans ‚Atropurpurea‘) oder gemischt rot-grünen Blättern (Ajuga reptans ‚Burgundy Glow‘). 

Das Salomonsiegel (Polygonatum odoratum) verblüfft allein schon durch seinen Austrieb, der wie Schlangenköpfe aus der Erde hervorkommt. Sobald sich die Blüten entfaltet haben, besticht die Pflanze durch längliche weiße Glöckchen, die elegant am bogenförmigen Stiel zu kleinen Bündeln aufgereiht sind. Ihr Duft erinnert an Bittermandeln und lockt Insekten an, die einen langen Rüssel benötigen, um an den Nektar in den Röhrenblüten zu kommen. Doch der Duft ist so verlockend, dass Hummeln mit ihrem kurzem Rüssel einfach seitlich ein Loch in die Blüte beißen. Häufig als Salomonsiegel bezeichnet wird die artverwandte Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum) mit 2 bis 5 Blüten pro Blütenstand. Hingegen hat das Echte Salomonssiegel pro Blütenstand nur 1 bis 2 tendenziell größere Blüten, die leicht duften, sowie scharfkantige Stiele.

Die Mondviole (Lunaria), auch Silberblatt oder Judaspfennig genannt, ist in zwei Varianten erhältlich: als das bei uns auch wildwachsende ausdauernde Silberblatt (Lunaria rediviva) mit weißer oder helllila Blüte und als purpurfarben blühendes Einjähriges Silberblatt (Lunaria annua). Beide Mondviolen verströmen einen intensiven Duft, der bis tief in die Nacht anhält und Schmetterlinge und andere Insekten anlockt. Beide Pflanzen lieben feuchte, schattige Standorte und versamen sich von selbst.   

Wie die Mondviole zählt auch die Nachtviole (Hesperis matronalis) zur Familie der Kreuzblütler und bezaubert wie diese mit weißen oder lilafarbenen Blüten und einem hypnotischen Duft. Besonders am Abend und des Nachts verströmt die Nachtviole ihren Veilchenduft. Nachtfalter und Schwebfliegen fühlen sich davon Dufterlebnis angezogen. Die Blüten geben eine attraktive Dekoration für Desserts ab. Man sollte aber nicht zu große Mengen davon zu sich nehmen.

Sommer im Schattenbeet

Im Hochsommer sorgen Funkie, Astilbe, Herbstanemone und Mandelwolfsmilch für Farbenpracht unter den Schattenblühern. Am besten, Ihr macht Euch vor der Bepflanzung einen genauen Plan, so wie ihn Ina Lakermann vom Team Naturschaugarten für das Schattenbeet im Gemeinschaftsgarten angelegt hat. Damit könnt ihr sicherstellen, dass große und kleine Pflanzen sinnvoll verteilt sind und dass immer einige Pflanzen blühen. Wenn ihr den Plan bunt ausgestaltet, habt ihr auch einen guten Überblick über die Farbwirkung.

Die Mandelwolfsmilch (Euphorbia amygdaloides) ist wohl die einzige Wolfsmilch, die sich auch für den lichten Schatten am Gehölzrand eignet. Es gibt sie in einer immergrünen Variante (var. robbiae), die ihre schönen Blätter durch den Winter hindurch behält. Die Blüten der Mandelblättrigen Wolfsmilch sind grünlich-gelb und setzen sich zu einer Dolde zusammen. Insbesondere im Herbst begeistert die winterfeste Euphorbia mit einer wunderschönen Laubfärbung. Der beste Standort für die Mandelblättrige Wolfsmilch ist ein halbschattiger Platz.

Die rosafarbene oder weiße Herbstanemone (Anemone hupehensis) trägt ihren Namen, weil sie bis in den Herbst hinein blüht. Allerdings ist ihr Name etwas irreführend, denn sie ist bereits ab Juli am Start. Diese Ausdauer, kombiniert mit ihrem filigranen Charme, macht die bis zu einem Meter hohe Pflanze zu einer der schönsten Stauden im hochsommerlichen Schattenbeet. Nach Möglichkeit sollte die Herbstanemone nicht nur von einer Seite Sonnenlicht bekommen, sonst wächst sie nur nach dieser Seite und fängt an zu kippen.   

Die Sterndolde (Astrantia) ist mit ihren filigranen Blüten, die wie Sterne über dem Beet schweben, eine besondere Freude. Trotz ihrer Höhe kann man sie überall dazwischenpflanzen, weil sie die Sicht auf andere Blühpflanzen freigibt. Astrantien gibt es in Weiß, Rosa und Dunkelrot, wobei sich die weißen Sorten als die robustesten erweisen. Die Sterndolde neigt dazu, sich zu versamen. Es sind im Folgejahr auf die Blüte also viele neue kleine Sterndolden zu erwarten.  

Funkien (Hosta) bestechen eigentlich eher durch ihre prachtvollen herzförmigen Blätter. Es gibt sie in den verschiedensten Grüntönen von Gelb- bis Blaugrün oder mit andersfarbigem Rand. Die kerzenförmigen, weißen oder lila Blütenstände sind demgegenüber eher unscheinbar. Funkien eignen sich perfekt für Beetränder oder die Einsäumung von Zäunen oder Gebäuden. Da sie in unterschiedlichen Größen erhältlich sind, kann man sie auch gut staffelartig anordnen.   

Die Prachtspiere (Astilbe) ist der gefiederte Hingucker im Schattenbeet. Ihr Farbspektrum erstreckt sich von Weiß über Rosa bis hin zu einem dunklen Purpurrot. Die Staude lässt sich gut mit anderen Stauden kombinieren und fühlen sich besonders in der Nähe von Wasser wohl – etwa an einem Gartenteich: Wie Herbstanemonen blühen auch Astilben erst spät im Jahr und bringen selbst dann noch Farbe in den Garten, wenn andere Pflanzen schon verblüht sind.

Eisenhut (Aconitum) wird mit seinen intensiv blauen oder weißen Rispen häufig mit Rittersporn verwechselt. Anders als dieser fühlt er sich in einem halbschattigen Staudenbeet durchaus wohl. Anhand seiner hutförmigen Blüten ist er klar zu identifizieren. Wer Kinder hat, sollte auf Eisenhut besser verzichten: Er zählt zu den giftigsten Pflanzen Europas. Tragt unbedingt Handschuhe, zum Beispiel wenn ihr nach der Blüte die Samenstände entfernt, die welken Stängel schneidet und vor allem, wenn ihr den höchst giftigen Wurzelstock teilen möchtet. Das aus der Knolle austretende Gift ist bereits in geringen Mengen äußerst gefährlich.

Farne wie Hirschzungenfarn, Sichelfarn oder Filigranfarn sollten in keinem Schattengarten fehlen. Viele Farne sind wintergrün und bereichern den Garten durch ihre Anpassungsfähigkeit. Ein Rückschnitt der verwelkten Wedel kann mit dem Austrieb im Frühjahr erfolgen. Es handelt sich jedoch nur um eine kosmetische Maßnahme. Wenn ihr die alten Wedel einfach stehen lasst, werden sie mit der Zeit vom neuen Grün überdeckt und reichern den Boden durch ihre Zersetzung mit weiterem Humus an. Außer etwas Kompost ist im Frühjahr ist keine Düngung notwendig. Da die Wedel wintergrün sind, lässt man sie den Winter über am besten an der Pflanze.