Alte Rosen erleben heute eine Renaissance. Kein Wunder: Sie zeichnen sich durch duftende Blütenfülle ohne großen Pflegeaufwand aus. Die ältesten Gartenrosen wurden schon von den Griechen und Römern angebaut. Gallica-, Alba-, und Damaszenerrosen sind robust und frosthart, blühen aber in der Regel nur einmal von Mai bis Juni – dann aber mit verschwenderischer Blütenpracht.
Bis Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Europa außer Wildrosen nur diese Sorten aus dem europäisch-vorderasiatischen Raum. Noch zu Goethes Zeiten waren alle Gartenrosen rosa, weiß oder purpurfarben. Die Farben Gelb, Orange und reines Rot gab es bis zur Einkreuzung der chinesischen Rosen nicht. Anfang des 20. Jahrhunderts waren die alten Sorten aus den Gärten allerdings fast verschwunden.
Die Gallica-Rose ist die Urahnin zahlreicher europäischer Gartenrosen. Die wohl älteste Abbildung befindet sich im Palast von Knossos auf Kreta. Ihre Urform, die Apothekerrose, wurde aus dem vorderen Orient eingeführt. Sie wurde zunächst zur Rosenölproduktion in Frankreich kultiviert, fand jedoch schnell in die Gärten der Adligen. Sie bilden meist Sträucher von 1 bis 1,5 m Höhe und blühen in rosaroten und samtig violettroten Farbtönen. Sie wachsen kompakt, sind stachelarm und duften herrlich. Ihr Duft ist würzig-intensiv. Weil aus ihren Blüten Rosenessig für medizinische Zwecke hergestellt wurde, heißen sie auch Essigrosen. Rückschnitt nach der Blüte auf das Niveau abgeblühter Zweige.
Empfehlenswerte Gallica-Sorten:
„Cardinal de Richelieu“, „Charles de Mills“, „Gloire de France“, „Versicolor“, „Aimable Rouge“, „Tuscany“, „Jenny Duval“
Damaszener-Rosen sind in Kleinasien entstanden und waren schon 1000 v. Chr. auf der Insel Samos bekannt. Man unterscheidet sommerblühende und zweimal blühende Damaszener-Rosen (Sommer und Herbst). Kreuzritter aus dem Mittelalter brachten die Damaszenerrosen aus dem Orient nach Europa. Die syrische Stadt Damaskus war Namensgeber dieser Rosengruppe. Typisch für die Damaszenerrose ist ihr schwerer, intensiver Duft. Seit hunderten von Jahren wird Rosenöl aus ihren Blüten gewonnen, Bestandteil vieler Parfüms.
Ihre Abstammung von der robusten Rosa gallica und einer Kletterrose als anderer Elternteil ist vor allem bei den älteren Sorten an dem dichten, kräftigen Wuchs (ca. 1,5 m hoch und breit) mit langen, bogenförmigen Trieben erkennbar. Die Blüten sind gefüllt, von reinem Weiß bis zum leuchtenden Purpur. Damaszenerrosen können als Strukturpflanzen oder Hecken gepflanzt werden.
Empfehlenswerte Damaszenerrosen-Sorten:
„Madame Hardy“, „Leda“, „Ispahan“, „Marie Louise“, „Rose de Resht“
Schon zur Zeit der Griechen und Römer wurde die Albarose – die Weiße Rose – kultiviert. Ihre Ursprünge liegen im Dunkeln, wahrscheinlich war aber die Damaszenerrose an ihrer Entstehung beteiligt. Von ihr hat sie ihren wundervollen Duft geerbt. Albarosen zeichnen sich durch einen kräftigen, buschigen, oft überhängenden Wuchs und eine große Winterhärte aus. Das Laub ist sehr gesund, der graugrüne Farbton harmoniert reizvoll mit den zarten Blütenfarben in Pastelltönen von Weiß bis Rosa. Die Blütezeit erstreckt sich von Ende Mai bis Ende Juli. Die dichten, robusten Büsche sind sehr winterhart und eignen sich damit sogar für kalte, hohe Lagen. Albarosen sind wie gemacht für hohe dichte Rosenhecken. Ein jährlich kräftiger Rückschnitt hält die Pflanzung in Form.
Empfehlenswerte Alba-Sorten: „Maxima“, „Celeste“, „Felicité Parmentier“, „Madame Plantier“, „Königin von Dänemark“, „Great Maidens Blush“
Ende des 16. Jahrhunderts entstanden in Holland Züchtungen mit unvergleichlich üppig gefüllten Blüten und süßem Rosenduft: Die Zentifolien. Ihr Stammbaum geht unter anderem auf die Albarose und die Damaszenerrose zurück. Die hundertblättrige Rose war eine beliebtes Malermodell und ist auf vielen flämischen Stillleben zu bewundern. Ihr Duft ist intensiv und selbst die Stiele unterhalb der Blüte duften. Der Wuchs ist ähnlich den Gallica-Rosen, vereinzelt noch etwas höher. Die zahlreichen Blüten sind dichtgefüllt und von feinem weiß, rosa bis dunkelrot getönt und wegen des süßen Duftes beliebt. Die Zentifolien sind typische Bauerngartenrosen. Die sehr winterharten Sträucher wachsen aufrecht bis überhängend und eignen sich perfekt, um an Zäunen zu lehnen. Ihre Blütenfarben reichen von Weiß, Rosa, Purpur bis Violett.
Empfehlenswerte Zentifolien-Sorten:
„Cristata“, „Reine des Centfeuilles“, „Tour de Malakoff“, „Ombrée Parfaite“, „Fantin Latour“
Moosrosen entstanden durch spontane Mutationen verschiedener Zentifolien. Moosrosen sind reichblütig und gleichfalls gut winterhart. Ihre Knospen und Triebe sind mit grünlichbraunen harzigen Drüsen besetzt, die wie Moos aussehen. Der süße Duft der Zentifolienblüte vermischt sich mit den harzig-würzigen Aromen der Bemoosung. Die meisten Sorten sind wie die Zentifolien einmalblühend. Einige wenige Sorten bringen eine zweite Blüte später im Jahr. Die Farben der Moosrosen erstrecken sich von Weiß, Rosa und Purpur bis Dunkelviolett. Moosrosen wachsen zu großen, sehr winterharten Sträuchern heran, die im Wuchs den Centifolien und Gallica-Rosen gleichen. Sie bilden locker überhängende Sträucher. Die Triebe sind meist feinen, weichen Stacheln übersät. Alle Sorten sind gut winterhart.
„William Lobb“, „Nuits de Young“, „Captain John Ingram“, „Henri Martin“
Wer Lust hat, sich alte Rosen anzuschauen: Bei Gesa Böttcher (Garten 609 gegenüber Vereinsheim) und Christine Mangold (Garten 737, letzter Gang vor Häuserreihe bei Getränkehandlung Appelmann) blühen die duftenden Schönheiten von Mai bis Juni. Beide Pächterinnen stehen gerne Rede und Antwort zu ihren Rosensorten.
Bei Gesa Böttcher: Weinrose | Bei Christine Mangold: Cardinal de Richelieu |